(22. Juli 2022) Euerbach – In der Region Oberes Werntal läuft im Zug der Integrierten Ländlichen Entwicklung (ILE) ein bayernweites Modellprojekt: Private Eigentümerinnen und Eigentümer von älteren Gebäuden, die keine Baudenkmäler, aber trotzdem ortsbildprägend sind, sollen diese sanieren, damit kein Leerstand entsteht; wenn sie zeitgemäßen Wohnraum in historischer Hülle im Dorfkern verwirklichen, können sie auf staatliche Unterstützung hoffen.
„Werntal Dorf“ heißt das Projekt, das einen ressourcenschonenden Umgang mit Grund und Boden hervorhebt, das der Innen- den Vorzug vor der Außenentwicklung gibt. Passend zu dem von der bayerischen Staatsregierung ausgerufenen Monat des Flächensparens hat Jürgen Eisentraut, Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) Unterfranken, sich jetzt im Juli kundig gemacht über den aktuellen Stand. Dazu traf er sich im Landkreis Schweinfurt in Euerdorf mit der ILE-Sprecherin und dortigen Bürgermeisterin Simone Seufert und der ILE-Umsetzungsbegleiterin Julia Eisenmann sowie Dr. Thomas Gunzelmann vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege.
Wenngleich nicht beabsichtigt ist, die Denkmalliste im Oberen Werntal merklich zu erweitern, soll ein interkommunales Denkmalschutzkonzept (IKIK) für die zehn ILE-Mitgliedsgemeinden entwickelt werden. Dazu wird aktuell seit dem Frühling in den insgesamt 46 zur ILE gehörenden Dörfern regionaltypische Bausubstanz aus der Zeit bis in die 1950er-Jahre hinein erfasst, fotografiert und in einer Datenbank katalogisiert. Dazu sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschiedener Fachbüros im Einsatz.
Problemfälle sind häufig landwirtschaftliche Anwesen, die nicht mehr als solche genutzt werden und womöglich gar dem Verfall preisgegeben sind. Oder unpassende An- und Umbauten rauben den Dörfern ihren Charakter, ihre Eigenheit. Geplant ist, die Ergebnisse der Inventarisierung am 12., 17. und 20. Oktober in örtlichen Versammlungen öffentlich vorzustellen. Betroffene können auf jeden Fall eine fachliche Erstberatung kostenlos nutzen. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass die Gemeinden für den jeweiligen Ort beim ALE Unterfranken eine sogenannte einfache Dorferneuerung beantragen. Mit Geld aus dem Bayerischen Dorfentwicklungsprogramm könnte dann auch eine finanzielle Förderung erfolgen.
Leitender Baudirektor Eisentraut brachte den Vorteil für die Gemeinden auf den Punkt: Das Gesicht und die Seele der Dörfer blieben erhalten. Und innerorts gäbe es schon die nötige Infrastruktur für Wohnraum, während sie außerorts erst noch teuer auf Natur- oder Ackerflächen geschaffen werden müsse. Auf diesem Gebiet sei die ILE Oberes Werntal wahrhaft vorbildlich, lobte der Behördenleiter.