(21. September 2022) Üchtelhausen – In Unterfranken gibt es in puncto Waldneuordnung viel zu tun. Aktuell laufen im Regierungsbezirk 26 entsprechende Projekte, 13 weitere sind in Vorbereitung. Wie in Üchtelhausen nördlich von Schweinfurt vorgegangen wurde, gilt als vorbildlich. Michaela Kaniber, Bayerns Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, machte sich davon am 12. September 2022 persönlich ein Bild vor Ort. Im Oktober will sie das Engagement der Beteiligten noch belohnen mit der Verleihung des Staatspreises „Land.Dorf.Zukunft“ in der Münchner Residenz.
Die sogenannte Realteilung ist die Ursache dafür, dass in Frankens Fluren und Forsten viele Grundstücke arg schmal geraten sind. Die hiesigen Bauern teilten ihren Besitz vermeintlich gerecht unter allen Kindern auf. Und diese verfuhren ebenso bei ihrem Nachwuchs. So setzte sich der rund 90 Hektar umfassende Privatwald rund um Üchtelhausen zuletzt aus 1186 Grundstücken zusammen – manche gerade einmal 70 Zentimeter breit.
Da war kaum mehr ersichtlich, wem welcher Abschnitt gehörte. Und zugänglich, ohne auf fremdem Eigentum unterwegs zu sein, waren die meisten Parzellen auch nicht. Der Freistaat möchte durch seine Ämter für Ländliche Entwicklung günstige Rahmenbedingungen schaffen, sodass die Waldbauern ihren Baumbestand vernünftig nutzen und ihn aufgrund des Klimawandels für die künftigen Anforderungen umbauen können, erklärte Forstministerin Kaniber.
Ein intakter Wald gewährleiste den Menschen reine Luft und ausreichend Wasser, machte der Üchtelhäuser Bürgermeister Johannes Grebner deutlich und zeigte sich überaus dankbar dafür, was in den zurückliegenden fünf Jahren diesbezüglich in seiner Gemeinde geleistet wurde. Namentlich hob er Projektleiter Johannes Krüger vom Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Unterfranken hervor.
Krüger meinte, dass man vor allem wegen der intensiven Kommunikation reibungslos zu einer neuen, sinnvollen Aufteilung des Waldes gekommen sei. Schon im Vorfeld habe es Sprechtage und Begehungen gegeben, bei denen alle Sorgen und Anliegen erörtert worden seien. Das gesamte Handeln sei transparent gewesen. Alle Vorstandssitzungen der Teilnehmergemeinschaft sowie die Wertermittlung beziehungsweise die Beurteilung des Bodens und des Bewuchses habe die Öffentlichkeit verfolgen dürfen. Vor allem die teuren Werteichen seien zentimetergenau eingemessen worden. Um offene Fragen einvernehmlich zu klären, seien Experten aus verschiedenen Behörden und Organisationen einbezogen werden. „Ihre verwaltungsübergreifende Zusammenarbeit hat Ihnen viel Anerkennung eingebracht“, lobte die Ministerin.
Von ursprünglich 157 Besitzverhältnissen seien 87 übriggeblieben, berichtete der Projektleiter. Rund 800 Grenzsteine hätten die Siebener neu gesetzt. Zusätzliche 8,6 Kilometer Wege würden den Forst erschließen. Und mit großer Unterstützung von Ehrenamtlichen sei hinter der Grundschule ein erlebnisreicher Waldlehrpfad angelegt worden.
Mädchen und Jungen des gemeindlichen Kindergartens – die „Stüchter Waldkinder“ – boten Michaela Kaniber und allen Gästen eine unterhaltsame Einlage in der Nähe von riesigen hölzernen Megaphonen. Letztere helfen den Menschen, die Stimmen der Natur aufzufangen und in sich wirken zu lassen.