Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken
Denkmalwürdige Weinbergneuordnung am Donnersdorfer Falkenberg
(8. Mai 2023) Falkenstein – Vom Bürgermeister über die stellvertretende Landrätin und den vormaligen Staatssekretär im bayerischen Innenministerium bis zum Präsidenten des fränkischen Weinbauverbandes und den Winzern vor Ort – alle sind voll des Lobes: Um die Rebflächen am Donnersdorfer Falkenberg sinnvoll bewirtschaften zu können, wurden diese neu eingeteilt, ohne dass die rund 22 Hektar große Weinlage mit den knapp 50 vielfarbigen Weinberghäuschen etwas von ihrem besonderen Charme eingebüßt hätte. Alle Grundstücke sind nun über öffentliche Wege erschlossen. Und Regenwasser, das nicht gleich versickern kann, wird kontrolliert in Rückhaltebecken abgeleitet.
Die – so die amtliche Bezeichnung – Teilnehmergemeinschaft Falkenstein 3 hat das Projekt 2007 begonnen. Ein bis zwei Jahre wird sie voraussichtlich noch zu tun haben. Am 1. Mai 2023 feierte sie jetzt die Übergabe einer Installation von Michael Ehlers. Der Reichenberger Artdesigner ließ Muschelkalblöcke als Sockel zum Teil grob behauen und zum Teil fein schleifen sowie die verschiedenen Phasen des Sturzfluges eines Falken mit Wasserstrahltechnik aus einer Cortenstahlplatte ausschneiden. Seine Kunst: In der Weise eines Daumenkinos zeigt er mittels des extrem festen und beständigen Materials, wie geschickt und blitzschnell ein Falke jagt. Gemeinsam mit der designierten Weinprinzessin Emily Schärf, die beim Donnersdorfer Pfingstweinfest gekrönt wird, taufte Ehlers das Kunstwerk mit Wein vom Falkenberg. Freilich besprengten sie die etwa dreieinhalb Meter in den Himmel ragende, rostbraune Stahlwand nicht komplett; sie begossen lediglich eine graue Metallmaus.
Künstler Ehlers saß der Schalk im Nacken, als er bei einem Exkurs durch die Erdgeschichte erläuterte, dass sich immer alles zum Guten fügt. Bei seinen Recherchen habe ihn beeindruckt, dass der Falke im Zuge der Evolution Augen mit Teleobjektivfunktion ausgebildet habe; auf 350 Metern Entfernung könne der Raubvogel ein Mäuschen erkennen. Umgekehrt habe die Beute eine pfiffige Methode entwickelt, um von sich abzulenken, indem sie ungeliebten Artgenossen vor die Behausung uriniere.
Alle entscheiden mit
Auch Otto Waldmann, stellvertretender Leiter des Amtes für Ländliche Entwicklung (ALE) Unterfranken, berichtete von einer glücklichen Fügung: Ursprünglich seien die oberfränkischen Kollegen in Bamberg, die sich besser auf Bier als auf Wein verstünden, für die Gemeinden am Westrand des Steigerwalds zuständig gewesen. Spätestens seitdem der Raum Gerolzhofen zum Landkreis Schweinfurt gehöre, habe die Zuordnung gewechselt. Die Würzburger Behörde habe 1954 schon die erste Weinbergflurbereinigung durchgeführt, und zwar in Erlenbach am Main.
Waldmann betonte, dass sich die Vorgehensweise seither deutlich geändert habe: „Wir binden die Grundstückseigentümer in allen Phasen des Verfahrens ein.“ Maßnahmen abzustimmen, dauere eine gewisse Zeit, aber nur, was mehrheitlich beschlossen sei, werde ausgeführt. Am Falkenberg seien knapp drei Kilometer Wege angelegt, vier Regenwasserrückhaltebecken mit einem Volumen rund 3600 Kubikmetern gebaut sowie, um das Landschaftsbild zu bereichern, fast 400 Bäume und Sträucher, davon alleine 133 Rosenstöcke, gepflanzt worden.
Investition von 1,5 Millionen Euro
Ganz dringend sei es nötig gewesen, die Wege mit ihren tiefen Rinnen zu sanieren und das Niederschlagswasser zu bremsen, erklärte Bürgermeister Klaus Schenk. Er freut sich über eine, wie er sagte, „naturschutzverträgliche Neuordnung“ der Rebhänge. Er hob ebenso wie Felix Schorr, Vorsitzender des „Heimat und Wein e. V. Donnersdorf“, den örtlich Beauftragten Albin Solf hervor. Dieser kenne sich wie kein anderer am Falkenberg aus und habe von Anfang an als Verbindungsmann zwischen Teilnehmergemeinschaft und Behörde fungiert. Namentlich dankte er ferner dem inzwischen pensionierten ALE-Projektleiter Peter Doneis und dem jetzigen „Kümmerer“ Hubert Schrauth für die fachliche und finanzielle Unterstützung.
Die Kosten von insgesamt rund 1,5 Millionen Euro fördert laut Hubert Schrauth, dem stellvertretenden Vorsitzenden der Teilnehmergemeinschaft Falkenstein 3, das ALE Unterfranken mit annähernd 900 000 Euro. Die Gemeinde Donnersdorf und der Verein „Heimat und Wein“ beteiligen sich mit 103 000 beziehungsweise 15 000 Euro. Die Differenz tragen die Eigentümerinnen und Eigentümer der Grundstücke.
Tröpfchenbewässerung?!
Schenks Vorgänger als Donnersdorfer Bürgermeister, der Landtagsabgeordnete und ehemalige Staatssekretär Gerhard Eck, verteilte an die Beteiligten des Projekts die Note 1-. Er erklärte, die volle Punktzahl hätten sie erreicht, wenn auch noch eine Tröpfchenbewässerung verwirklicht worden wäre. Für ihn sei es ein logischer Schritt, das Regenwasser, wenn es schon aufgefangen werde, zu gegebener Zeit punktgenau an die Weinstücke zu bringen.
Ökologie und Ökonomie im Gleichgewicht zu halten, sei am Falkenberg hervorragend gelungen, meinte stellvertretende Landrätin Christine Bender. Zutreffend sei hier der Text der Bayernhymne: „… bewahre deine Fluren!“
Leidenschaftlich plädierte auch Frankens Weinbaupräsident Artur Steinmann aus Sommerach für die vom ALE praktizierte Vorgehensweise. Dieses habe in seiner DNA, mit den Betroffenen nach der jeweils besten und nicht unbedingt nach der schnellsten Lösung zu suchen: „In Eintracht macht man kleine Dinge groß.“ Etwa 60 000 Arbeitsplätze in der Region würden vom Weinbau abhängen. Er, Steinmann, könne nicht verstehen, dass politische Mandatsträgerinnen und Mandatsträger immer wieder Bestimmungen durchsetzen wollten, von denen sie fachlich wie räumlich weit entfernt seien. In Donnersdorf sei nach seiner Ansicht alles bestens gelaufen. Steinmanns Fazit: „Diese Weinbergneuordnung hat ein Denkmal verdient!“
Bild:
Bernhard Schneider.
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