Foto: Ilona Baunach
(25. Juli 2024) Oberweißenbrunn – Es sind nur noch kleine Restarbeiten zu erledigen. Jetzt enden bald die durch das Amt für Ländliche Entwicklung (ALE) Unterfranken betreute Flurneuordnung und Dorferneuerung in Oberweißenbrunn in der Hohen Rhön. Beide waren umfassende Verfahren, mit denen im wahren Sinn des Wortes vieles für die Bürger bewegt wurde. Dementsprechend positiv fiel das Resümee der Verantwortlichen auf der Abschlussfeier der Teilnehmergemeinschaft aus; dabei wurde eine massive bronzene Gedenktafel enthüllt.
Rund 5,5 Millionen Euro seien in, um und um Oberweißenbrunn herum investiert worden, stellte Projektleiter Edgar Steger fest. Seine Vorgänger hätten anfangs das Ausmaß nicht geahnt beziehungsweise nicht ahnen können. Eine Maßnahme zog unter Umständen eine weitere nach sich. So wurde zum Beispiel die frühere Ortsdurchfahrt umgestaltet, nachdem die Umgehungsstraße für den Verkehr freigegeben war.
Auf 630 Hektar Fläche gab es laut Steger in der Oberweißenbrunner Gemarkung sage und schreibe 2816 Flurstücke. Dass derart kleinparzellierte Äcker und Wiesen nach heutigem Maßstab nicht effizient zu bewirtschaften sind, liegt auf der Hand. Schlussendlich sind es noch gut 1000, die zusammengelegt, sinnvoll geschnitten, vermessen und den Mitgliedern der Teilnehmergemeinschaft (TG) neu zugeteilt wurden.
Eine Flurbereinigung alter Prägung in den Hungerjahren nach dem Zweiten Weltkrieg diente allein dem Zweck, die Lebensmittelproduktion zu optimieren. Unstrittig ist, dass damals manche Landschaft leer- oder ausgeräumt wurde. Anders in der Gegenwart: Unter anderem wurden die Brend und die Steinwiesenquelle renaturiert, und die TG überließ der Gemeinde zirka 20 Hektar Fläche für den Umwelt- und Naturschutz.
Bei dem, was innerorts geschah, sollten sich unmittelbar die Lebensumstände der Bevölkerung verbessern – aber eben nicht nur mittels Bagger und anderer Maschinen. In Arbeitskreisen und Umfragen bestimmten die direkt Betroffenen entscheidend mit, wie alles werden sollte. So brachten die baulichen Veränderungen in Geigensteinstraße, Kirchhofweg und Schulbergstraße auch mehr Sicherheit und mehr Grün nach Oberweißenbrunn. An plätschernden Brunnen entstanden lauschige Treffpunkte für Jung und Alt. Die TG beteiligte sich an den Kosten, um das Dorfgemeinschaftshaus und die frühere untere Schule, das Haus der Begegnung, zu sanieren. Genauso förderte sie, die Ortschronik zu veröffentlichen und vor Kurzem eine Infotafel über den Haagküppel auf dem Wandererparkplatz aufzustellen. Dort wurde nun auch die Bronzeplatte auf einem Findling angebracht. Sie erinnert daran, was die Oberweißenbrunner miteinander geschafft haben.
Beachtliches sei in der Flur und im Dorf geleistet worden, lobte Leitender Baudirektor Jürgen Eisentraut die Beteiligten. Er, der Leiter des ALE Unterfranken, stellte anerkennend fest: „Dies ist die Arbeit einer ganzen Generation.“ Später gedachte er noch ausdrücklich zweier entscheidender Personen: Felix Back, von Anfang an, also seit 1975, Vorstand beziehungsweise stellvertretender Vorstand und zuletzt örtlich Beauftragter; er starb am 11. Februar 2024. Und Michael Schneider, Mitarbeiter am ALE; dieser war von 2001 bis zu seinem Tod am 2. Mai 2017 Vorsitzender des Vorstands der TG Oberweißenbrunn.
Der Behördenleiter hob zwei wesentliche Ziele hervor, die durch Flurneuordnung und Dorferneuerung versucht werden zu erreichen: die Lebensqualität zu verbessern und zugleich die Kulturlandschaft zu erhalten. Äcker, Wiesen und Wälder sollen effizient und nachhaltig bewirtschaftet werden können. „Dazu werden Grundstücke zusammengelegt und Wege zur Erschließung der Landschaft gebaut. Gleichzeitig wird aber auch die Landschaft im öffentlichen und gemeinschaftlichen Interesse gestaltet – für den Naturschutz, den Hochwasserschutz sowie für Freizeit und Erholung“, so Eisentraut. Bei allen Schritten die Bürger umfassend einzubinden, sei nicht nur seit Langem geübte Praxis, sondern grundlegend gesetzlich verankert. Man setze darauf, die Eigenkräfte zu aktivieren und vorhandene Potenziale zu stärken, damit der ländliche Raum zukunftsfähig, attraktiv und vital sein könne.
Seitens des Staates hat man laut Eisentraut erkannt: „Das bürgerschaftliche Engagement, das Vereins- und Gemeindeleben, der soziale Zusammenhalt sowie die Dorfkultur werden als wesentliche Triebkräfte für eine eigenständige Entwicklung gefördert. Und seit einigen Jahren liegt ein Schwerpunkt auf der Innenentwicklung, wodurch lebendige und funktional vielfältige Ortszentren erhalten beziehungsweise wieder geschaffen sowie eine flächensparende Siedlungspolitik unterstützt werden.“ Bei allen Projekten und Entwicklungsmaßnahmen gelte es, einen Ausgleich zwischen der Nutzung der Landschaft und ihrem Schutz herzustellen.